Ein Nachruf von Barbara Eidenberger

Die Schule ließ Wilhelm Taller sein ganzes Leben lang nicht los

FREISTADT. Familie, Freunde, Kollegen und ehemalige Schüler nahmen gestern in der Stadtpfarrkirche Freistadt Abschied von Wilhelm Taller. Der Name des 94-Jährigen wird aber auch weiterhin untrennbar mit dem Schulwesen in Freistadt verbunden sein.

Ein zurückhaltender Mensch mit hohen menschlichen Zügen, der sich seiner Aufgabe widmete“, so beschreibt Landesschulinspektor Gerhard Brandstötter seinen ehemaligen Vorgesetzten an der HAK Freistadt. Lehren war dem Kaufmann ein Anliegen und daher ergriff er auch 1964 die Gelegenheit, als in Freistadt die städtische Handelsschule gegründet wurde.
Unterrichtet wurde damals noch in der Kaserne, ein eigenes Schulgebäude stand für die 30 Schüler des ersten Jahrgangs nicht zur Verfügung. „Begonnen hat Taller mit fünf Lehrern. Er musste viele unterschiedliche Gegenstände unterrichten, war oft der ‘Alleinunterhalter’“, erzählt Brandstötter. Bei den Schülern war Taller beliebt und aufgrund seiner fachlichen Kompetenz sehr geachtet. 1971 wurde die Handelsakademie gegründet, anfangs noch als Expositur der Handelsschule Linz, ab 1975 als eigenständige Schule. Bis 1978 leitete Taller beide Schulen als Direktor. 350 Schüler hatte die Handelsschule zu diesem Zeitpunkt. Ein rasanter Aufstieg, der auch dem intensiven Bemühen Tallers um die Weiterentwicklung der Schule geschuldet ist. Mit 62 Jahren ging Taller schließlich in Pension. „Das hat er uns so mitgeteilt, wie es typisch für ihn war. Ganz unaufgeregt, ohne vorher ein Tamtam darum zu machen“, sagt Brandstötter.
Losgelassen hat Taller die von ihm aufgebaute Schule aber auch in der Pension nicht ganz. „Er hat noch lange am schulischen Leben teilgenommen, war sehr interessiert und bei vielen Veranstaltungen mit dabei“, so sein ehemaliger Kollege.
Geboren wurde Taller am 16. Februar 1916 in Pressburg in der heutigen Slowakei, von wo er und seine Familie als Sudetendeutsche vertrieben wurden. In Wien studierte Taller an der Hochschule für Welthandel und unterrichtete in Deutschland, bevor es ihn nach Freistadt verschlug. Dort lebte er mit seiner Frau Lore und den drei Kindern, bis er am 17. Juli unerwartet aus dem Leben schied.

Quelle: http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/art4,432953